Zusammen sind sie stark

WBV Marburger Land weiht neue Maschinenhalle ein

Fortschritt in die Betriebe zu bringen und ihnen den Einsatz neuester Technik zu ermöglichen, aber ohne die Liquidität zu gefährden: Kurz, die Kosten der Arbeitserledigung in den Landwirtschaftsbetrieben niedrig zu halten und gleichzeitig ihre Produktivität zu erhöhen. Darin liegt die Hauptaufga­be der Wasser- und Bodenverbände (WBV). So will auch der WBV Marburger Land durch einen effizienten, überbetrieblichen Maschinen­einsatz die Wettbewerbsfähigkeit seiner 850 Mitglieder stärken.

Dass der WBV dabei erfolgreich ist, wurde vorige Woche bei der Einweihungsfeier deutlich, als er seine neue 42 Meter lange Maschinen­halle, die mit sieben Rolltoren ausgerüstet ist, in Amöneburg-Radenhausen vorstellte. Nun kann fast der gesamte Landtechnikbestand des WBV, bestehend insbesondere aus 53 Mähdreschern, am Standort im Radenhäuser Feld in unmittelbarer Nähe der betriebseigenen Reparaturwerkstatt mit integriertem Ersatzteillager untergestellt werden.

800 000 Euro pro Jahr in Technik

Für durchschnittlich circa 800 000 Euro wird jedes Jahr in Maschinen investiert. Die Summe aller Verrechnungen von Ma­schinenleistungen des WBV Marburger Land belaufe sich auf fast 1,5 Mio. Euro, berichtete Werner Metke, WBV-Vorsteher und Geschäftsführer, über die Aktivitäten des WBV Marburger Land im Einsatz der überbetrieblich genutzten Maschinen und Anlagen des Wasser- und Bodenverbandes. „Für unsere Mitgliedsbetrie­be im WBV ist die Möglichkeit wichtig, Investitionen in den Wasser- und Bodenverband auszulagern, um die Liquidität der Betriebe zu erhalten“, meinte Metke.

Flurbereinigung vorausgesetzt

Der Bau dieser vierten Halle des WBV in Radenhausen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 450 000 Euro wur­de aus EU-Mitteln ermöglicht. Die Nettobaukosten in Höhe von 378 000 Euro werden im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens zu 80 Prozent aus der Diversifizierungsbeihilfe der EU-Zuckermarktordnung bezuschusst.

Blick auf die neue Maschinenhalle des WBV im Radenhäuser Feld mit sieben 5 m breiten sowie 4,50 m hohen Rolltoren an der Zufahrtsseite, die das Rangieren der Mähdrescher zu erleichtern.

Foto: Moe

Auf dem Bild, von links: Werner Metke, Vorsteher und Geschäftsführer des WBV Marburger Land, stellvertretender Verbandsvorsteher Reinhold Brössel, Andreas Dickhaut, und Karl-Heinz Dickhaut, Verbandsvorsteher des WBL Hessen.

Eine der vier Hallen beinhaltet eine Reparaturwerkstatt, der außerdem ein gut sortiertes Ersatzteillager angeschlossen ist. Eine leistungsstarke, betriebseigene Werkstatt ist insbesondere zur Erntezeit wichtig, um Ausfallzeiten gering zu halten.

Um überhaupt Chancen zu haben, an diese von Anträgen weit überzeichneten Fördergel­der zu kommen, waren insbesondere zwei Voraussetzungen zu erfüllen, wie Metke den rund 70 gelade­nen Obleuten und Gästen aus Politik und Verwaltung berichtete: Es muss sich um ein Flurbereinigungsgebiet handeln, als auch um eine Region mit Zuckerrübenanbau.

Satteldachhalle mit Warnanlage

Die Genehmigung für den Bau der Maschinenhalle erfolgte im Sommer 2010 durch das Bauamt des Landkreises Mar­burg-Bie­denkopf. Mit den Bauarbeiten ist im vorigen Herbst begonnen worden. Im September rollte der Bagger an, fertig war man Ende Februar diesen Jahres. Die neue Satteldach-Ma­schinenhalle ist ausgesprochen hell wegen eines großen Firstoberlichtbandes. Sie ist 20 Meter breit und mit sieben Sektionaltoren ausgestattet, ferner mit einer Einbruch-Warn­­anlage. Denn man hat eine schlech­te Erfahrung machen müssen, als vor Jahren Diebe über Nacht im Winter den Diesel der voll getankten Mähdrescher abgezapft hatten.

Dach- und Wandbekleidungen der Halle bestehen aus Trapezblechen. Die Bauarbeiten seien nach der Ausschreibung durch den WBV in enger Abstimmung mit dem Amt für Bodenmanagement Marburg vergeben worden, so der Verbandsvorsteher. Metke hob in diesem Zusammenhang auch die gute Zusammenarbeit mit dem Amt für Bodenmanagement hervor.

Viele Wasser- und Bodenverbände haben auch überbetrieblich genutzte Anlagen, wie Güllelagerstätten und Fahrsilos. Nach dem Bau der Gemeinschaftsanlagen des WBV Marburger Land in Bernsdorf, Niederwald und Langenstein, den Gülleerdbecken in Beltershausen und Großseelheim, dem Güllebehäl­ter in Sichertshausen und dem Umbau der Werk­statt in Ra­­denhausen, wurde mit dieser Halle inzwischen die achte Investition als größere Baumaßnahme des WBV umgesetzt.

Maschinenwerte erhalten

Karl-Heinz Dickhaut, Vorsteher des Landesverbandes der Wasser- und Bodenver­bände in Hessen und Grün­dungsmitglied des WBV Marburger Land im Jahre 1973 skizzierte die Entwicklung des WBV. Inzwischen wurden am Standort in Radenhausen 1,4 Mio. Euro investiert, und der Verband verfüge dort über vier Maschinenhallen mit einer Werkstatt und einem Büro. In den Bau landwirtschaftlicher Gemeinschaftsanlagen wurden seit 1996 über 2,2 Mio. Euro investiert. Wichtig sei, die Werte der Verbandsinvestitionen bei den Maschinen durch sachgerechtes Unterstellen, Wartung und Pflege der hochmodernen Landtechnik bestmöglich zu erhalten. Der WBV Marburger Land habe in den fast 40 Jahren seines Bestehens die Landwirtschaft im Landkreis Marburg-Biedenkopf mitgeprägt. Er habe durch seine Tätigkeit den Strukturwandel in der Region zwar nicht verhindert, aber für viele Betriebe den Strukturwandel wirtschaftlich und arbeitstechnisch vertretbarer gemacht.

Heute gibt es in Hessen circa 40 Wasser- und Bodenverbände. Die ersten Wasser- und Bodenverbände entstanden im Ried. Seit den sechziger Jahren beschränkten sich die ursprüngli­chen Beregnungsverbände nicht mehr nur auf das Bereitstellen von Beregnungswasser, sondern investierten auch in Landmaschinen für ihre Landwirte. Ein Wasser- und Bodenverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Obschon die Mitglieder den Verbandsvorstand wählen, stehen die Verbände unter behördli­cher Aufsicht hinsichtlich der Haushaltsführung. Das Arbeitsgebiet des WBV Marburger Land erstreckt sich auf Betriebe im Landkreis Marburg-Biedenkopf mit einer Mitgliedsfläche von insgesamt 32 000 ha, das sind circa 38 ha pro Betrieb. Moe