Vorbildfunktion für die Landwirtschaft

LAA besichtigt die Staatsdomäne Beberbeck

Im Rahmen der gemeinsamen Sitzung des Landesagrarausschusses (LAA) mit den Gebietsagrarausschüssen (GAA) Anfang Juni auf der Hessischen Staatsdomäne Beberbeck wurde eine Betriebsbesichtigung durchgeführt. Durch standortgerechte und umweltschonende Wirtschaftsweise sollen die Domänen Leit- und Richtbetriebe für die Landwirtschaft sein.

Die Domäne Beberbeck liegt am westlichen Rand des Reinhardswaldes nordöstlich von Hofgeismar. Die Staatsdomäne ist ein selbstbewirtschafte­ter landwirtschaftlicher Betrieb des Landes Hessen.

Foto: Bernd Köhling

Beberbeck ist eine von rund 50 Staatsdomänen des Landes Hessen. „Hessische Staatsdomänen erfüllen eine wichtige landespolitische Aufgabe. Durch standortgerechte, umweltschonende und nachhaltige Wirtschaftsweise haben sie für die Landwirtschaft eine Vorbildfunktion,“ so Dr. Thomas Hahn, zuständiger Referatsleiter für Staatsdomänen im hessischen Umweltministerium. „Die Staats­domänen fördern durch die Ãœbernahme von Sonderaufgaben im Acker- und Pflanzenbau, in der Tierzucht sowie im Umweltbereich die Belange der Landwirtschaft und unterstützen durch ihre Tätigkeit Forschung, Lehre und Beratung“, so Hahn weiter.

Selbstbewirtschafteter Landesbetrieb

Von Kulturhistorikern auch als flächenhaftes Boden- und Baudenkmal bezeichnet, liegt die Domäne Beberbeck am westlichen Rand des Reinhardswaldes nordöstlich von Hofgeismar. Die Staatsdomäne ist ein selbstbewirtschafteter landwirtschaftlicher Betrieb des Landes und wird seit 2005 von Bernd Köhling verwaltet. Der Betrieb bewirtschaftet 600 ha Ackerland, 116 ha Grünland und 122 ha Wald.

Aufgrund der Planungen für ein Ferienresort am Standort Beberbeck gab es eine viele Jahre andauernde Veränderungssperre, die eine Weiterentwicklung der Domäne verhinderte. Nachdem Ende 2010 klar war, dass das Projekt aufgrund eines fehlenden Investors nicht weiter verfolgt wird, wurden Maßnahmen zur Ertüchtigung und Neugestaltung der Domäne Beberbeck ergriffen.

Die Grünlandflächen liegen in einem Landschaftsschutzgebiet, rund 60 ha sind als Naturschutzflächen des Naturschutzgebietes Holzapetal ausgewiesen. Diese werden seit Anfang 2012 von einer im Aufbau befindlichen Angus Fleischrinderherde beweidet, die als Herdbuchherde gehalten wird. Die Domäne Beberbeck ist Mitglied im Verband der hessischen Angus-Züchter. In den Wintermonaten wird die Herde im ehemaligen Milchviehstall gehalten, der zu einem Tieflaufstall mit Stroh umgebaut wurde. Auch im Winter hat die Herde die Möglichkeit zum Weidegang.

Die Nachzucht dient zurzeit noch überwiegend zur weiteren Aufstockung der Herde. „Erste umfangreiche Verkäufe unseres Zuchtviehs werden im Sommer/Herbst diesen Jahres erfolgen. Die Nachfrage ist allerdings kaum zu bedienen“, sagte Agraringenieur Köhling.

Erosion vermeiden und Humusgehalt steigern

Im Ackerbau liegt der Fokus der Bewirtschaftung auf der Erhal­tung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit unter vorrangiger Beachtung von Ero­­si­ons-Vermeidung, Erhaltung des Humusgehaltes und bodenschonender Bearbeitung zur Vermeidung von Bodenverdichtungen. Auf den Ackerflächen (zwischen 35 und 55 Bo­den­punk­­ten, 750 mm durch­schnitt­licher Niederschlag pro Jahr) werden Win­terwei­zen, Wintergerste, Sommergerste, Winterroggen, Win­tertriticale, Hafer, Winterraps, Grassamen und Zuckerrüben produziert.

Auf rund 80 bis 100 ha werden vor Sommerungen, wie Zuckerüben und Hafer, Zwischenfrüchte angebaut. Hierbei verwendet der Betrieb Mischungen mit acht bis zehn verschiedenen Pflanzenarten beispielsweise Sommerwicke, Alexandrinerklee, Sonnenblumen, Buchweizen und Öllein. Diese werden möglichst noch während der Getreideernte ausgesät, um im Herbst eine vielfältige Blüte zu erreichen.

„Die angebauten Herbst- und Winterzwischenfrüchte fördern das Bodenleben, ergänzen den Humusaufbau und schützen vor Bodenerosion. Wir führen sämtliche Ernterückstände im Sinne der Kreislaufwirtschaft in den Boden wieder zurück,“ erklärte Köhling. Die Flächen werden zu fast 90 Prozent im Mulchsaatverfahren bewirtschaftet. Ziel ist es, auf den Pflugeinsatz dauerhaft zu verzichten.

6 Kilometer Blühstreifen und 10 Hektar Wildacker

Insgesamt werden über die gesamte Gemarkung und entlang von Gewässern und Alleen über km Blühstreifen für Bienen und rund 10 ha Wildäcker als zusätzliche Äsungsflächen für Rot-, Reh- und Schwarzwild angelegt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass sich auch heute seltene Vogelarten wie bei­spielsweise der Schwarzstorch und das Rebhuhn auf den Flächen immer wieder zeigen.

Seit Jahrzehnten werden auf den Domänenflächen Feldversuche durchgeführt, die in die Beratungsarbeit des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) einfließen. In einem Dauerversuch werden bereits im 28. Jahr auf einem Ackerschlag unabhängig von der aufstehenden Frucht Fragen der optimalen Stickstoffdüngung und -platzierung unter dauerhafter Einbindung immer gleicher Stickstoff-Null-Parzellen nachgegangen.

Versuchswesen und Kooperation mit Instituten

Ganz neu im Versuchsprogramm wird zusammen mit dem LLH untersucht, inwieweit der Stickstoffeinsatz beim Weizen abgesenkt werden kann, ohne die Backqualität negativ zu beeinflussen.

Ebenfalls werden im Zu­ge der hessischen „Initiative gen­tech­nikfreies Futter – mehr hei­­mi­sches Eiweiß für hes­sische Tiere“ auf rund 12 ha Ackerbohnen an­gebaut. Hier sollen im Ver­suchs­feldbau in Zusammenarbeit mit dem LLH Erkenntnis­se zum An­bau, zur Produktionstechnik sowie zur Ver­besserung der Erträge gewonnen werden.

Seit zwei Jahren besteht zudem eine Zusammenarbeit mit dem Julius-Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig. Die Domäne unterstützt ein Projekt zur Fern­erkundung von Ertragsschätzungen. Zukünftig soll auch das LLH hier verstärkt mit eingebunden werden.

„Der Landesbetrieb Staatsdomäne Beberbeck soll auch zukünftig als integrierter landwirtschaftlicher Betrieb mit speziellem Augenmerk auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise und Beteiligung am Versuchswesen fortgeführt werden“ betonte Hahn abschließend.

Iaa – LW 26/2015