Intensive und hochproduktive Milchwirtschaft in der Region
Mitgliederversammlung der Rinderzüchter
Die aktuellen Kostensteigerungen, die Milchpreisentwicklung und die Nachwuchsförderung, diese Themen wurden unter anderem an der Mitgliederversammlung der Bezirkszüchtervereinigung Rheinhessen Pfalz Saar thematisiert. Die beiden Referate lieferten den Zuhörern zudem wichtige Hinweise zu den Optimierungspotenzialen in der Milcherzeugung, sowie zum Monitoring von Tiergesundheit und Tierwohl. Ebenfalls stellten die Referenten klar, dass die fälschlicherweise oft kritisierten 100 000 Liter-Kühe in Sachen Nachhaltigkeit punkten können. Das LW war dabei.

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Milchmenge pro Lebenstag ist ein wichtiger Maßstab
Diese Milchleistung entspreche einer Milchmenge von 28-30 Litern pro Lebenstag. „Die Milchleistung einer Kuh pro Lebenstag ist der Maßstab der Zukunft“, so Knobloch, „denn wenn eine solche 100 000 l Kuh mit langen Laktationen über Jahre hinweg eine so große Leistung bringt, dann ist sie nachhaltig und betriebswirtschaftlich am wertvollsten. Das sind unsere goldenen Kühe.“ Damit es mit der Leistungszucht auch in Zukunft weitergeht, haben sich bei den Rinderschauen der Züchtervereinigung die „Bambini-Klassen“ mittlerweile fest etabliert. Klaus Knobloch blickt am Ende seines Berichtes auf die vergangene Rinderschau zurück und legt ein wichtiges Augenmerk auf die Nachwuchsförderung. „Das ist mittlerweile eines der Highlights auf den Schauen. Es ist uns wichtig, dass die Kinder sich mit den Tieren beschäftigen, im Zuge dessen vieles lernen und dann ihre Kälber im Wettbewerb vorstellen. So kann unser Nachwuchs gefördert werden“, so Knobloch.
Nicht nur auf Kostenreduktion hoffen
Im Anschluss an die Ehrungen der Züchtervereinigung folgte das Referat von Josef Assheuer von der LWK Nordrhein-Westfalen. Darin widmete er sich verschiedenen Optimierungspotenzialen in der Milcherzeugung. Wird die Inflation weiter so hoch bleiben, wäre um wirtschaftlich arbeiten zu können ein höherer Milchpreis, eine höhere Milchleistung sowie eine höhere Kuhanzahl notwendig. Die Wahrscheinlichkeit, diese Punkte zu realisieren ist recht niedrig, daher könne man alternativ nur auf eine Kostenreduktion hoffen, so Assheuer. Wie sollte man also auf die Situation reagieren? Der Referent für Unternehmensführung empfiehlt die Beachtung folgender Punkte:
- Fokus auf die Milcherzeugung legen
- Stallplätze auslasten aber nicht überbelegen
- Futtereffizienz verbessern Grundfutterleistung steigern
- Färsenaufzucht intensivieren
- Überzählige Tiere durch den Kälberverkauf und die Verwendung von gesextem Sperma durchgängig und aktiv vermeiden
- Liquidität planen Eigenkapital aufstocken
- Preise (Ein- und Verkauf) absichern Einkommenssteuer bezahlen
- Auf Abschwung vorbereitet sein
Weiterhin ging Assheuer auf die Lebenseffektivität als Erfolgsfaktor in der Milchproduktion ein. „Wenn die Lebenstagsleistung hoch ist, ist das eine Auszeichnung für die Qualität des Betriebsmanagements“, so Assheuer. Eine gute Lebenstagsleistung (LTL) gehe zudem mit einer Kostenreduzierung von 5ct/kg Milch einher. Um eine erfolgreiche LTL zu erreichen sei unter anderem eine frühzeitige Merzung zu vermeiden. Der Hauptgrund dafür seien Eutererkrankungen (in 32 Prozent der Fälle). Dies ist zumeist auf unzureichende Prophylaxe, Hygiene und Monitoring zurückzuführen. Eine Amortisierung finde nämlich erst nach der dritten Laktation statt. Jungkühe sollten demnach nicht in ihrer Leistung gebremst werden. Nachweislich liege eine gute Persistenz, sowie eine lange Nutzungsdauer bei höchster Leistung vor.

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Im zweiten Referat der Züchterversammlung lieferte Hergen Rowehl aktuelle Informationen vom Landeskontrollverband (LKV) Rheinland-Pfalz-Saar. Die Milchproduktion stehe unter Anpassungsdruck, eröffnet Rowehl seinen Vortrag, und nennt vor diesem Hintergrund Einflüsse wie etwa die Düngeverordnung und den Klimawandel. Auch an den Zwang zur Reduktion von Emissionen müssen sich die Tierhalter anpassen, obwohl dieser teilweise im Widerspruch zum Tierwohl stehe. „Die Bundesregierung muss klar sagen, wo der Fokus liegt“, so Rowehl. Die Frage ob Methan nun wirklich der große Klimakiller sei, bleibt offen. 2019 stammten circa 63 Prozent der Methanemissionen aus der Landwirtschaft und davon 96 Prozent aus der Verdauung der Rinder und des Wirtschaftsdüngermanagements.
Allerdings berichtet Hergen Rowehl in diesem Zusammenhang von Forschungsergebnissen des Instituts für Nutztierbiologie in Dummerstorf. Diese zeigen, dass die Viehbestände in Deutschland seit 2003 weniger Methan ausstoßen als 1892. Von 1990 bis 2021 gingen die MethanÂemissionen um 390 000 Tonnen zurück. Auch ein deutlicher Rückgang der Tierbestände trägt zu den reduzierten Methanemissionen bei. Vergleicht man den Methanausstoß bei unterschiedlicher Milchleistung wird klar: Gibt eine Kuh nur 4 000 kg Milch pro Jahr wird bei einem Bestand von 200 Kühen etwa 30,8g Methan pro Kilogramm Milch ausgestoßen. Betrachtet man aber Hochleistungskühe, die etwa 10 000 kg Milch pro Jahr geben, wird bei einer Bestandsgröße von 80 Tieren nur 14,6g Methan pro Kilogramm Milch ausgestoßen.
Weiterhin berichtete Hergen Rowehl, dass alle deutschen LKVs unter dem
Namen „Q-Check“ allgemeine Tierwohlindikatoren entwickelt haben. Damit ist es gelungen aus vorhandenen Daten Informationen zum Tierwohl und zur Tiergesundheit zu extrahieren. „Durch diese Zusammenarbeit können wir nun von Flensburg bis Berchtesgaden auf vergleichbare Zahlen zurückgreifen. Dies hilft dem Landwirt Produktionsprozesse zu dokumentieren und Schwachstellen zu erkennen. Zusätzlich hat er eine Vergleichsmöglichkeit mit anderen Betrieben“, erklärt Rowehl. Mit der Sammlung dieser neutralen und faktenbasierten Daten ist es auch möglich, öffentliche Falschaussagen sachlich zu widerlegen.
lmc – LW 13/2023